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Autorkorrektur!
Der Patient mit arterieller Hypertonie in derkardiologischen Facharztpraxis: Ergebnisse des Snapshot-Hypertonie-RegistersEin Projekt des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen (BNK e.V.)Care of hypertensive patients seen by cardiologists: results of the Snapshot Hypertension Registry S. Silber 1 B. M. Richartz 1 F. Goss 2 W. Haerer 2 M. Glowatzki 3 R. E. Schmieder 4 1 Kardiologische Gemeinschaftspraxis, München2 BNK Service-GmbH, München3 Senior Consultant SPSS GmbH Software, München4 Abteilung für Nephrologie und Hypertonie der Universität Erlangen-Nürnberg Monotherapie, von denen wiederum 33,7% nor- motone Blutdruckwerte aufwiesen. Bei den Pati- enten unter Kombinationstherapie waren 36,9% Snapshot-Hypertonie (HTN)-Registers war es, zu normoton eingestellt. Privatversicherte Patien- einem Stichtag (13.–15. Dezember 2005) die Art ten erhielten häufiger Angiotensin-Rezeptorblo- und Qualität der medikamentösen antihyperten- cker (AT1-Blocker) als gesetzlich versicherte Per- siven Therapie bei Patienten mit arterieller Hy- sonen, sowohl in der Monotherapie, als Zusatz- pertonie in kardiologischen Facharztpraxen zu therapie zu einer unzureichenden Vortherapie sowie zum Organschutz bei Begleiterkrankun- Patienten und Methode: Von 268 teilnehmen- gen. Männliche Hypertoniker erhielten häufiger den Ärztinnen und Ärzten wurden 7302 Daten- AT1-Blocker zur antihypertensiven Erstmedikati- sätze (89,9%) komplett ausgefüllt. Das mittlere on und zum Organschutz als weibliche Hyperto- Alter der Hypertoniker betrug 65,4 ± 11,2 Jahre, Folgerung: Die Snapshot-Analyse zeigte, dass ungefähr ein Drittel der Patienten auf den Ziel- Ergebnisse: Am Stichtag war die Hypertonie ent- blutdruck eingestellt ist und dass eine differenzi- sprechend der Gelegenheitsblutdruckmessun- elle antihypertensive Therapie nur ungenügend gen (< 140/90 mm Hg) bei 35,3% und entspre- umgesetzt wird. Unsere Versorgungsanalyse chend der Langzeitblutdruckmessung (< 130/ zeigt ein eindeutiges Defizit in der Implementie- 80 mm Hg) bei 27,6% der Hypertoniker gut ein- rung und Umsetzung einer evidenzbasierten an- gestellt. Nur 24% der Patienten erhielten eine tihypertensiven Therapie in Deutschland.
Einleitung 5 In Deutschland sind rund 25 Millionen Menschen Platz ein. Die inadäquate Behandlungsqualität ist an der arteriellen Hypertonie erkrankt. Die Folgen allerdings nicht auf Deutschland beschränkt [14].
einer länger bestehenden unbehandelten Hyper-tonie (Apoplex, Myokardinfarkt, Herz- und Nie- Im hausärztlichen Versorgungsbereich steht die es- reninsuffizienz, koronare Herzkrankheit und Reti- senzielle oder besser primäre arterielle Hypertonie nopathie) sind gut dokumentiert, allgemein be- („I10“ nach ICD-10 Verschlüsselung) an erster Stelle kannt und effektiv behandelbar [5, 9]. Jedoch wer- aller Diagnosen; sie wird bei rund 25% aller Patien- den viele Hypertoniker nicht identifiziert oder ten gestellt [2]. Nach den Ergebnissen der DETECT- inadäquat behandelt, und dementsprechend auch Studie (Diabetes Cardiovascular Risk-Evaluation: DOI 10.1055/s-2007-991668Dtsch Med Wochenschr 2007; eine der häufigsten Ursachen für eingeschränkte Targets and Essential Data for Commitment of Lebensqualität, Frühinvalidität und Tod sowie für Treatment) ist die Prävalenz der arteriellen Hyper- die hohen Kosten, die schließlich zur Behandlung tonie in den Hausarztpraxen der Bundesrepublik der Folgekrankheiten aufzuwenden sind.
Deutschland mit 36,3% sogar noch höher, d.h. jederdritte Patient in einer Hausarztpraxis leidet an einer Im Vergleich zu anderen Ländern Europas und Nordamerikas nimmt Deutschland sowohl hin- sichtlich Prävalenz als auch hinsichtlich Mortali- Ziel der vorliegenden Studie war es, Patienten tät der arteriellen Hypertonie einen schlechten mit arterieller Hypertonie in kardiologischen Autorkorrektur!
gigkeit von den kardiovaskulär relevanten Beglei- terkrankungen (Mehrfachnennungen sind mög- Facharztpraxen zu einem Stichtag im Sinne eines „Schnapp- tistische Analyse wurde mit SPSS-Programm Version 14.0 (Chi- schusses“ (Snapshot) hinsichtlich ihrer Demografie sowie Art cago, ILL, USA) vorgenommen und p-Wert < 0,05 (zweiseitig) als und Qualität der therapeutischen Einstellung zu erfassen und entsprechend den Leitlinien der Deutschen Hochdruckliga [5]zu charakterisieren.
Die 7302 statistisch analysierten Datensätze repräsentieren Das vorliegende „Schnappschussregister arterielle Hypertonie“ 4539 (62,2%) männliche und 2763 (37,8%) weibliche Patienten (Snapshot-HTN Register) ist als klinisch-epidemiologische mit arterieller Hypertonie. Ihr mittleres Alter betrug 65,4 ± 11,2 Querschnitts-(Stichtags-)Untersuchung in kardiologischen Pra- xen konzipiert. Es fokussiert auf die Erfassung der aktuellenVersorgungssituation von Patienten mit diagnostizierter arteri- Von den männlichen bzw. weiblichen Patienten waren 92,6% eller Hypertonie. Dazu wurden in den teilnehmenden kardiolo- bzw. 92,3% neu vom Hausarzt zum Kardiologen überwiesen gischen Praxen einmalig alle Patienten mit arterieller Hyperto- worden, während 7,4% bzw. 7,7% Dauerpatienten der kardiolo- nie – diejenigen mit Neudiagnose genauso wie die im chroni- gischen Praxis waren. Bei 20,3% der Patienten war die Hyperto- schen Verlauf –, die sich vom 13.–15. Dezember 2005 vorstell- nie vor weniger als einem Jahr diagnostiziert, bei 57,1% war sie ten, in ein Register aufgenommen. Als personenbezogene Daten wurden aus Datenschutzgründen nur die Angaben zu Ge-schlecht, Alter, Größe, Gewicht und Versicherungsstatus erho- Von den Patienten waren 88,5% gesetzlich krankenversichert (GKV), Männer mit 87,0% seltener als Frauen mit 91,1%, und11,5% privat krankenversichert (PKV), Männer mit 13,0% häufi- Dies geschah mittels Online-Befragung mit der Software „mrIn- terview“ (Version 3.1 Standard, 2005) aus dem Hause SPSS Inc.
mit Password-geschützten Zugängen und gesicherten Datenver- Risikofaktoren und Begleiterkrankungen neben der bindungen. Dadurch war sichergestellt, dass ausschließlich Kar- diologen im Bundesverband Niedergelassener Kardiologen Von den 7302 Patienten hatten 6423 (88,0%) neben der arteriel- (BNK e.V.) über die Internetplattform eQM der BNK Service len Hypertonie weitere kardiovaskulär relevante Risikofaktoren, GmbH an dieser Befragung teilnehmen konnten. In den 261 Pra- darunter unter anderem Hyperlipidämie (50,8%), Adipositas xen nahmen 268 Ärztinnen und Ärzte (13,8%/86,2%) an der Be- (32,5), Diabetes mellitus (21,0%) und Nikotinkonsum (9,2%).
fragung teil, die insgesamt 8213 Datensätze verfügbar machten, GKV-Patienten waren signifikant häufiger adipös (33,1% vs von denen 7302 komplett ausgefüllt waren und in die statisti- 27,2%, p < 0,001) und an Diabetes mellitus erkrankt (21,6% vs 16,8%, p < 0,05) als PKV-Patienten. Männer waren signifikanthäufiger von einer kardiovaskulär relevanten Begleiterkrankung Die Definitionen für die Klassifikation der Blutdruckwerte, Risi- betroffen als Frauen; insbesondere litten Männer häufiger an kofaktoren und Begleiterkrankungen folgten den aktuellen koronarer Herzkrankheit (KHK) (46,6% vs 26,4%, p = <0,001), „Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der arteriellen Hyperto- Herzinsuffizienz (NYHA I) (41,8% vs 31,2%, p < 0,001), und links- nie“ der Deutschen Hochdruckliga [5]. „Adipositas“ wird an- ventrikuläre Hypertrophie (30,4% vs 25,8%, p = <0,001).
hand des Body Mass Index (BMI) ≥ 30 kg/m2 definiert. Die sta- Dtsch Med Wochenschr 2007; 132: 2430–2435 — S. Silber et al., Patienten mit arterieller … Autorkorrektur!
Aktuelle Blutdruckeinstellung (RR) bei Gelegenheitsmessungen und bei ambulanter 24-Stunden-Blutdruckmessung in Abhängigkeit vom Geschlecht und RRdiast < 90)hyperton (RRsyst ≥ 140 und/oder RRdiast ≥ 90)ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessunggesamt <130/ RRdiast < 80)hyperton (RRsyst Der Blutdruck wurde in den kardiologischen Praxen im Sitzen Kardiologen-Urteil „optimal eingestellt“normoton RRsyst<140/RRdiast<90 mm Hg und Liegen gemessen; die Unterschiede zwischen den sitzend und liegend gemessenen Werten waren im Mittel statistisch nicht signifikant. Die Blutdruckwerte betrugen im Mittel systo- lisch 143,1 ± 21,0 (80–250 mm Hg) und diastolisch 84,1 ± 11,2 (50–140 mm Hg). Für diese Werte ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern und zwischen den Krankenversicherungen (GKV/PKV). Zum Zeit- punkt der Datenerhebung (Stichtag) war der Blutdruck bei 35,3% der an der Studie teilnehmenden Hypertoniker normotonund bei 64,7% hyperton eingestellt. Aus der Studienpopulation Vergleich zwischen der Einschätzung der Qualität der Blutdruck- waren die Anteile von Männern gegenüber Frauen und PKV- ge- einstellung durch die Kardiologen und den tatsächlich gemessenen Blut- genüber GKV-Patienten, die normoton eingestellt waren, mit druckwerten. Dabei wird ein Blutdruck von systolisch < 140 mm Hg unddiastolisch < 90 mm Hg mit „optimal eingestellt“ gleichgesetzt.
p < 0,002 bzw. p < 0,05 signifikant größer (Tab. 1).
Die Verteilung mit rund einem Drittel normoton und zwei Drit- Geschlechtern der Patienten und ihrem Krankenversicherungssta- teln hyperton eingestellter Patienten änderte sich, wenn die Pa- tus (GKV/PKV). Diese Bewertung war weitgehend unabhängig vom tienten zusätzlich nach ihren Begleiterkrankungen stratifiziert Vorhandensein von Risikofaktoren und Begleiterkrankungen. Die wurden. Danach waren insbesondere die Anteile der normoton Diskrepanz zwischen der Einschätzung der Qualität der Blutdruck- eingestellten Patienten mit KHK, mit Kardiomyopathie oder mit einstellung durch die Kardiologen und den tatsächlich gemessenen Herzinsuffizienz (NYHA IV), mit 42,0% bzw. 49,1% bzw. 50,0% Blutdruckwerten zeigt qAbb. 2.
numerisch größer im Vergleich zu den Patienten ohne Beglei-
terkrankungen (30,1%) (qAbb. 1).
Antihypertensive MedikationVon den 6989 der 7302 Patienten (95,7%) wurden zum Zeit- Eine automatische Langzeit-Blutdruckmessung über 24 Stun- punkt der Erhebung medikamentös behandelt, während 313 Pa- den wurde bei 762 der 7302 Patienten (10,4%; 461 Männer, 301 tienten (4,3%) ohne antihypertensive Medikation waren. 1757 Frauen) durchgeführt. Diese Messungen ergaben einen Blut- (24,1%) hatten eine Monotherapie, 2314 (31,7%) eine Zweier-, druck-Mittelwert von systolisch 135,8 ± 15,1 (100–244) mm Hg 2019 (27,6%) eine Dreier-, 734 (10,1%) Vierer- und 155 Patienten und diastolisch 79,7 ± 10,5 (50–149) mm Hg und waren damit (2,1%) eine Fünferkombination von Antihypertensiva erhalten.
niedriger als in der Gelegenheitsblutdruckmessung. Nach den Demnach bestand die antihypertensive Medikation am häufigs- Ergebnissen der Langzeit-Blutdruckmessung waren 27,6% der ten aus einer Zweierkombination, gefolgt von einer Dreierkom- Hypertoniker normoton und 72,4% hyperton eingestellt. Die Un- bination und eher selten aus einer Monotherapie (Tab. 2).
terschiede zwischen den Geschlechtern und Krankenversiche-rungen (GKV/PKV) sind aufgrund der geringeren Fallzahl statis- Zur Monotherapie (1757 Patienten) wurde am häufigsten ein Betablocker eingesetzt (43,7%), gefolgt vom ACE-Hemmer(26,3%), AT1-Blocker (13,9%), Kalziumantagonist (9,3%) und Di- Blutdruckeinstellung im Urteil der Kardiologen uretikum (3,9%). Diese Rangordnung fand sich bei beiden Ge- Die Qualität der Blutdruckeinstellung wurde durch die Kardiolo- schlechtern; dabei erhielten Frauen signifikant häufiger einen gen wie folgt eingeschätzt bzw. bewertet: Sie hielten rund 60% der Kalziumantagonisten als Männer (p < 0,004). Von allen Patien- Hypertoniker für „optimal eingestellt“ und rund 40% für „nicht op- ten unter Monotherapie waren insgesamt 33,7% normoton ein- timal eingestellt“. Es entstanden keine Unterschiede zwischen den gestellt; diesbezüglich gab es keine signifikanten Unterscheide Dtsch Med Wochenschr 2007; 132: 2430–2435 — S. Silber et al., Patienten mit arterieller … Autorkorrektur!
Art und Häufigkeit der zum Stichtag bestehenden antihypertensiven Medikation, stratifiziert nach dem zusätzlich zur Hypertonie bestehenden kardiovas- kulär relevanten Risikofaktor und kardiovaskulär relevanten Begleiterkrankung (jeweils bezogen auf 100% der Patienten des jeweiligen Untergruppe mit dem Risi-kofaktor; Mehrfachnennungen möglich; m = männlich, w = weiblich) zwischen Männern und Frauen (33,5% vs 34,0%) sowie GKV- Unabhängig vom Versicherungsstatus erhielten Männer einen AT1-Blocker häufiger zur antihypertensiven Erstmedikation(p = 0,024) und zum Organschutz bei Begleiterkrankung Von allen Patienten unter Kombinationstherapie waren insge- (p = 0,003) als Frauen. Bei Frauen wiederum wurde der AT1-Blo- samt 36,9% normoton eingestellt. Diesbezüglich war der Anteil cker häufiger wegen Husten unter der ACE-Hemmer-Vorthera- Männer größer als der Anteil Frauen (38,9% vs 33,7%, p < 0,001) pie verordnet als Männern (p < 0,025).
und der Anteil PKV-Patienten signifikant größer als der AnteilGKV-Patienten (41,6% vs 36,4%; p = < 0,001).
Die mit Abstand am häufigsten verordnete Zweierkombination in beiden Geschlechtern und allen Altersgruppen des Snapshot-HTN- Das Snapshot-Hypertonie-Register liefert erstmals Daten zum Registers bestand aus Betablocker plus ACE-Hemmer (32,8% der Krankheits- und Behandlungsstand von Patienten mit arterieller mit Zweierkombination behandelten Patienten); darunter waren Hypertonie unter ambulanter kardiologischer Betreuung und in 42,5% normoton. Unter der Zweierkombination von AT1-Blocker Anbetracht der Größe (7302 Patienten aus 261 Praxen) und Aus- plus ACE-Hemmer waren 55,6% der Patienten normoton.
wahl („Schnappschuss“) der hier untersuchten Patienten spiegeltes die tatsächliche Versorgungsrealität gut wider. Dabei lässt sich die in Hausarztpraxen weit verbreitete, unzureichende Blutdruck- AT1-Blocker wurden PKV-Patienten signifikant häufiger verord- einstellung von Hypertonikern [2] auch bei den niedergelassenen net als GKV-Patienten (47,8% vs 22,5%; p < 0,001). Umgekehrt Kardiologen, also den Fachärzten erkennen.
erhielten GKV-Patienten mit 52,0% häufiger einen ACE-Hemmerals PKV-Patienten mit 32,4% (p = 0,001). Für alle anderen Anti- Rund 93% der Hypertoniker des Snapshot-HTN-Registers waren hypertensiva gab es hinsichtlich ihrer relativen Verordnungs- Neuüberweisungen von Hausärzten an kardiologische Praxen, häufigkeiten keine signifikanten Unterschiede zwischen den während rund 7% seit längerem beim Kardiologen in Behandlung Krankenversicherungsarten (GKV/PKV).
waren. Der wichtigste Grund für solche Überweisungen ist regel-mäßig der Wunsch bzw. Auftrag zur Abklärung besonderer medi- Die Gründe für die Verordnung eines AT1-Blockers gehen aus zinischer Probleme. Somit spiegelt die mangelhafte Blutdruckein- Tab. 3 hervor. Danach erfolgte die Verordnung bei PKV-Hyper-
stellung nicht die Qualität der kardiologischen Betreuung wider.
tonikern signifikant häufiger als antihypertensive Erstmedikati-on (p = 0,001), als Zusatztherapie zu einer unzureichenden Vort- Die Hypertoniker des Snapshot-HTN-Registers waren zu rund ei- herapie (p = 0,0033), zum Organschutz bei Begleiterkrankung nem Drittel (37,8%) Frauen und zu zwei Dritteln (62,2%) Männer, (p = 0,001) und zur Prophylaxe möglicher Arzneimittelinterakti- während in der DETECT-Studie [15] (55518 Patienten aus Haus- onen (p = 0,011) als bei GKV-Hypertonikern. GKV-Versicherte arztpraxen) der Anteil von Frauen mit 56,0% größer als der von erhielten einen AT1-Blocker signifikant häufiger wegen Husten Männern (44,0%) war. Die Verteilung der Patienten des Snapshot- unter einer Vortherapie mit einem ACE-Hemmer (p < 0,001).
HTN-Registers in die gesetzliche bzw. private Krankenversiche- Dtsch Med Wochenschr 2007; 132: 2430–2435 — S. Silber et al., Patienten mit arterieller … Autorkorrektur!
Gründe für die Verordnung eines AT1-Blockers in Abhängigkeit von Geschlecht und Versicherungsstatus (Mehrfachnennungen möglich).
Gründe für die Verordnung eines AT1-Blocker, 1. Husten unter ACE-Hemmer in der Vortherapie 2. als Zusatztherapie zu einer unzureichenden Vortherapie 3. als Ersatz für eine unzureichende Vortherapie 4. erste medikamentöse Hochdrucktherapie (Monotherapie) 5. Unverträglichkeit der Vortherapie al gemein 6. zum Organschutz bei Begleiterkrankung(en) 8. Prophylaxe möglicher Arzneimittelinteraktionen 1andere Gründe: Übernahme der Verordnung vom Hausarzt, Minimierung der Nebenwirkungen*p < 0,05, **p < 0,01 Männer vs Frauen; +p < 0,05, ++p < 0,01 GKV vs PKV rung (GKV bzw. PKV) mit 88,5% zu 11,5% entspricht dem bundes- wie bereits dargelegt – im Mittel nur bei rund einem Drittel der deutschen Durchschnitt und ist damit repräsentativ.
Hypertoniker auf Werten unter 140/90 mm Hg. Interessanter-weise waren Männer und PKV- Patienten unter der Kombinati- In der Gesamtgruppe des Snapshot-HTN-Registers betrug der onstherapie im Trend etwas besser eingestellt als Frauen bzw.
mittlere Blutdruck (RR) systolisch 143 mm Hg und diastolisch 84 mm Hg. Tatsächlich lag der Blutdruck bei rund zwei Dritteln(64,7%) der Hypertoniker im hypertonen Bereich von systolisch Für die Einleitung und Aufrechterhaltung einer antihypertensi- ≥ 140 mm Hg und/oder diastolisch ≥ 90 mm Hg. Umgekehrt war ven Therapie sind grundsätzlich alle Antihypertensiva-Klassen der Blutdruck nur bei rund einem Drittel (35,3%) der Hypertoni- (Diuretika, β-Blocker, Kalziumantagonisten, ACE-Hemmer und ker im Normbereich. Die Qualität der Blutdruckeinstellung ist AT1-Blocker; Alphablocker in besonderen Indikationen) geeignet mit dem Blutdruck-Messwert allein aber noch nicht hinrei- [5, 9]. Am häufigsten zur Monotherapie eingesetzt wurden Beta- chend beschrieben. Dazu sind vielmehr alle zusätzlichen, kardi- blocker (63,1% des Gesamtkollektivs), gefolgt von ACE-Hemmer, ovaskulär relevanten Risikofaktoren und Begleiterkrankungen Diuretikum, Kalziumantagonist und AT1-Blocker. Diese Rangord- im Sinne einer individuellen Risikostratifikation zu würdigen nung der verschiedenen Antihypertensiva entsprechend ihrer [5, 9]. Danach ist selbst ein Blutdruck von systolisch Verordnungshäufigkeit änderte sich nur marginal, wenn man die ≥ 130 mm Hg und bzw. oder diastolisch ≥ 80 mm Hg bei der Verordnungen zusätzlich nach Risikofaktoren und Begleiterkran- Mehrzahl aller Patienten des Snapshot-HTN-Registers (Hyper- kungen stratifizierte. Rational wäre jedoch eine stärker an die in- tonie plus Diabetes, Nierenerkrankung, Schlaganfall, koronare dividuell vorhandenen Risikofaktoren und Begleiterkrankungen Herzerkrankung) als nicht ausreichend eingestellt zu werten.
angepasste Auswahl der Antihypertensiva unter Berücksichti- Und unter Berücksichtigung dieses Grenzwerts von 130/ gung ihrer zusätzlichen, über die Blutdrucksenkung hinausge- 80 mm Hg würde der Anteil von tatsächlich optimal eingestell- henden spezifischen Wirkungen, die sich auf die Prognose des je- ten Patienten noch deutlich kleiner werden. Nach der Langzeit- weiligen Patienten günstig (erwünschte organprotektive Wirkun- Blutdruckmessung (automatische ambulante 24-Stunden-Blut- gen) oder ungünstig (unerwünschte metabolische Wirkungen) druckmessung) betrug der Anteil der Hypertoniker, deren Blut- auswirken [1, 4, 5, 9–13, 16, 17]. Entsprechend der Häufigkeiten druck hyperton war (RRsyst ≥ 130 mm Hg und bzw. oder RRdi- von Risikofaktoren und Begleiterkrankungen im Snapshot-HTN- Registers ist insbesondere davon auszugehen, dass ACE-Hemmerund insbesondere AT1-Blocker zu zurückhaltend und Betablocker Überraschend ist, dass 60,1% aller Patienten von den Kardiolo- gen hinsichtlich ihres Blutdrucks als „optimal eingestellt“ einge-
stuft wurden. Die Diskrepanz zwischen dieser subjektiven Ein-
Bemerkenswert ist, dass sich die Verordnungen von ACE-Hem- schätzung und der objektiven Bestimmung der Qualität der mer und AT1-Blocker hinsichtlich ihrer Häufigkeit signifikant Blutdruckeinstellung ist beträchtlich und stellt ein Indiz für un- zwischen den GKV- und PKV-Patienten unterschieden. Waren genügende Implementierung und Adhärenz mit den gültigen GKV-Patienten zu 52,0% mit einem ACE-Hemmer und zu 22,5% Therapieempfehlungen und Leitlinien der medizinischen Fach- mit einem AT1-Blocker versorgt, so waren das bei den PKV-Pati- gesellschaften dar [5, 9]. In einer neuen internationalen Unter- enten 32,4% bzw. 47,8%. Demnach werden diese Substanzen bei suchung wurde bei ca. zwei Drittel der Ärzte eine „Inertia“ PKV-Patienten insgesamt häufiger eingesetzt. So wird beispiels- (Trägheit) festgestellt, die Medikation, trotz unzureichender weise bei PKV-Patienten ein AT1-Blocker fast doppelt so häufig Blutdruckkontrolle, nicht zu ändern [14].
zum Organschutz bei Begleiterkrankungen, zur Prophylaxemöglicher Arzneimittelinteraktionen und von Beginn an ver- 95,7% der Hypertoniker des Snapshot-HTN-Registers erhielten mindestens ein Antihypertensivum und 75,9% eine antihyper-tensive Kombinationstherapie. Die Häufigkeit der Kombinati- Ganz generell erscheint die differenzielle Therapie in der Praxis onstherapie erscheint insofern nicht ungewöhnlich, als es sich nur unvollständig umgesetzt: Die Blockade des Renin-Angioten- bei den Hypertonikern dieser Studie überwiegend um Problem- sin-Systems (RAS) durch ACE-Hemmer oder AT1-Blocker hat patienten handelt [9]. Unabhängig davon, ob eine Mono- oder eine positive Wirkung auf die Nierenfunktion und vermindert Kombinationstherapie verordnet wurde, war der Blutdruck – die Progression der Niereninsuffizienz bei Patienten mit Diabe- Dtsch Med Wochenschr 2007; 132: 2430–2435 — S. Silber et al., Patienten mit arterieller … Autorkorrektur!
tes mellitus und anderen Formen der Nephropathie [3, 6, 7]. Je- normotensive according to the casual blood pressure measure- doch erhielten lediglich rund 60% bzw. 26% der Patienten mit ments. Private patients were prescribed angiotensin receptor Diabetes mellitus und nur 58% bzw. 32% mit Niereninsuffizienz blockers more frequently than patients who only had statutory einen ACE-Hemmer bzw. AT1-Blocker. Eine im Jahr 2005 er- schienene Metaanalyse an über 100000 Patienten brachte die Conclusions: The Snapshot Registry analysis revealed that the Frage auf, ob Betablocker überhaupt noch als Therapie der ers- casual blood pressure in the majority of hypertensive patients ten Wahl in Betracht kommen, da sie im Vergleich zu anderen who were reveiving antihypertensive medication was not in the Antihypertensiva möglicherweise zu einer erhöhten Schlagan- normotensive range. In addition, our data demonstrate that evi- dence-based antihypertensive medication was often not ade-quately used in Germany.
1 ALLHAT Collaborative Research Group. ALLHAT: Major cardiovascular Insgesamt ist die Blutdruckeinstellung von Hypertonikern entspre- events in hypertensive patients randomized to doxazosin vs chlortha- chend dieser SNAPSHOT-Analyse unzureichend. Ungefähr ein Drit- lidone: the antihypertensive and lipid-lowering treatment to preventheart attack trial (ALLHAT). J Am Med Assoc 2000; 283: 1967–1975 tel der Patienten erreicht den Zielblutdruck. Auswahl und Einsatz 2 Bischoff B, Silber S, Richartz BM, Pieper L, Klotsche J, Wittchen HU. Inade- der Antihypertensiva scheinen nicht anhand des individuell vorlie- quate medical treatment of patients with coronary artery disease by genden Risikokonstellation der Patienten und dem anzustreben- primary care physicians in Germany. Clin Res Cardiol 2006; 95: 405–12 den Zielwert des Blutdrucks bestimmt zu werden. Offensichtlich Brenner BM, Cooper ME, de Zeeuw D et al. Effects of losartan on renaland cardiovascular outcomes in patients with type 2 diabetes and werden trotz anderer medizinischer Evidenz ältere und damit bil- nephropathy. N Engl J Med 2001; 345: 861–869 ligere Antihypertensiva den neueren, innovativen und teureren 4 Dahlöf B, Sever PS, Poulter NR et al. Prevention of cardiovascular events with an antihypertensive regimen of amlodipine adding peri- ndopril as required versus atenolol adding bendroflumethiazide asrequired, in the Anglo-Scandinavian Cardiac Outcomes Trial-Blood Pressure Lowering Arm (ASCOT-BPLA): a multicentre randomisedcontrolled trial. Lancet 2005; 366: 895–906 3Die Qualität der Blutdruckeinstellung ist ungenügend, da nur 5 Deutsche Hochdruckliga e.V. – DHL – Deutsche Hypertonie Gesell- ein Drittel der Patienten auf Zielblutdruck und/oder nach dif- schaft. Leitlinien zur Diagnostik und Therapie der arteriellen Hyper-tonie. Nieren und Hochdruckkrankheiten 2005; 34: 481–498 ferential-therapeutischen Gründen eingestellt ist.
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7 Lewis EJ, Hunsicker LG, Clarke WR et al. Renoprotective effect of the angiotensin-receptor antagonist irbesartan in patients with nephro-pathy due to type 2 diabetes. N Engl J Med 2001; 345: 851–860 8 Lindholm LH, Carlberg B, Samuelsson O. Should beta blockers remain first choice in the treatment of primary hypertension? A meta-ana- Autorenerklärung: Die Arbeit des SNAPSHOT-Registers wurde
von der Firma AstraZeneca unterstützt. Der Erstautor und die 9 Mancia G, De Backer G, Dominiczak A et al. 2007 Guidelines for the BNK Service-GmbH haben Forschungsgelder der Fa. AstraZene- Management of Arterial Hypertension: The Task Force for the Ma- ca GmbH zur Unterstützung dieses Projektes erhalten. Die übri- nagement of Arterial Hypertension of the European Society of Hy- gen Autoren erklären, dass sie keine finanziellen Verbindungen pertension (ESH) and of the European Society of Cardiology (ESC).
Hypertens 2007; 25: 1105–87 mit einer Firma haben, deren Produkt in dem Beitrag eine wich- 10 McMurray JJ, Ostergren J, Swedberg K et al. Effects of candesartan in tige Rolle spielt (oder mit einer Firma, die ein Konkurrenzpro- patients with chronic heart failure and reduced left-ventricular sys- tolic function taking angiotensin-converting-enzyme inhibitors: theCHARM-Added trial. Lancet 2003; 362: 767–771 11 Nissen SE, Tuzcu EM, Libby P et al. Effect of antihypertensive agents on cardiovascular events in patients with coronary disease and nor- mal blood pressure: the CAMELOT study: a randomized controlled Care of hypertensive patients seen by cardiologists: trial. J Am Med Assoc 2004; 292: 2217–2225 Results of the Snapshot Hypertension Registry Papademetriou V, Farsang C, Elmfeldt D et al. Stroke prevention with the angiotensin II type 1-receptor blocker candesartan in elderly patients with isolated systolic hypertension: the Study on Cognition and Prog- Background: The objective of the Snapshot Hypertension Regis- nosis in the Elderly (SCOPE). J Am Coll Cardiol 2004; 44: 1175–1180 try (SHR) was to assess the quality of antihypertensive drug 13 UK Prospective Diabetes Study Group. UKPDS: Tight blood pressure control and risk of macrovascular and microvascular complications treatment in hypertensive patients seen by cardiologists on in type 2 diabetes: UKPDS 38. BMJ 1998; 317: 703–713 three consecutive days in December 2005.
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